Die Frau im Islam

Benachteiligt oder wertgeschätzt?

Die Stellung der Frau im Islam ist seit vielen Jahren ein kontroverses Thema. Häufig herrscht die Annahme vor, dass muslimische Frauen – religiös begründet – benachteiligt sein würden oder der Islam ihnen sogar die Freiheit und Selbstbestimmung nehme.

Wer sich mit den Lehren des Islam auseinandersetzt, erkennt, dass dies nicht korrekt ist. Häufig liegen die Ursachen für die Benachteiligung von Frauen im sozioökonomischen Status der Familien sowie in kulturell überlieferten Traditionen.

Was den Islam angeht, so brachte der Begründer dieser Religion, der Heilige Prophet Muhammad (SAW) regelrecht eine Revolution für die Frauenrechte hervor.

Ein Garant für Frauenrechte

In der vorislamischen arabischen Gesellschaft, in der schon Mädchen minderwertiger als Jungen galten, besaß der Mann das uneingeschränkte Recht über die Frau.

Dieser Gesellschaft lehrte der Islam, die Rechte der Frauen zu respektieren und zu schützen. Als erste Religion überhaupt garantiert der Islam der Frau das Recht auf Erbschaft sowie auf Ehescheidung.

Der Heilige Prophet Muhammad (SAW) wies stets seine Gemeinde darauf hin, die Töchter liebevoll aufzuziehen und sie nicht minderwertiger zu behandeln als Söhne. Seine Lehre besagt, dass deren Bildung nicht verwehrt werden darf, sondern vielmehr Möglichkeiten gegeben werden müssen, um die Entwicklung von jedem einzelnen Mädchen zu fördern.

Ein aktiver und wichtiger Teil der Gesellschaft

Frauen tragen gemäß der islamischen Lehre eine wichtige Verantwortung für die Zukunft unserer Gesellschaft. Denn in erster Linie sind sie es, die die kommende Generation in ihrer frühkindlichen Entwicklung prägen. Durch diese Erziehungsarbeit wachsen Menschen auf, die moralisch wertvoll handeln und sich aktiv in die Gesellschaft einbringen können. Demnach ist klar, dass die Frau ein wichtiger und mit dem Mann gleichwertiger Teil der Gesellschaft sein muss. So ermahnte der Heilige Prophet Muhammad (saw) die Männer, sanftmütig und respektvoll mit den Frauen umzugehen.

Eine frauenfeindliche Religion?

Auch in der heutigen Zeit, in der Verbrechen gegen Frauen leider immer noch in jedem Land Schlagzeilen füllen, ist die Lehre des Islam über die Behandlung von Frauen vorbildlich. Das spirituelle Oberhaupt der Ahmadiyya Muslim Jamaat, Seine Heiligkeit Hadhrat Mirza Masroor Ahmad (ABA), fasst dies mit deutlichen Worten zusammen:

„Folglich ist es vollkommen ungerecht, den Islam als eine frauenfeindliche Religion zu brandmarken. Wie bereits verdeutlicht, ist der Islam eine Religion, die den Frauen Respekt und Würde verleiht. Jeder Mann, der eine Frau auf grausame Art behandelt, macht sich einer schweren Verletzung der Lehre des Islam schuldig.“

Die Gleichwertigkeit von Mann und Frau

„Aus einem einzigen Wesen erschaffen“

Der Heilige Quran spricht grundsätzlich die menschliche Seele an und betont die gemeinsame Schöpfung der Menschen, wie aus folgendem Quran-Vers deutlich wird:

„O ihr Menschen, fürchtet euren Herrn, Der euch aus einem einzigen Wesen erschaffen hat […].“ Der Heilige Quran: Sure Al-Nisa, (4:2)

Anerkennung menschlicher Mühen

Weiterhin heißt es:

Ich lasse das Werk des Wirkenden unter euch, ob Mann oder Frau, nicht verloren gehen.“ Der Heilige Quran: Sure Al Imran. (3:196)

Die moralischen, geistigen und spirituellen Anstrengungen der Frau werden auf genau dieselbe Art und Weise belohnt, wie diese des Mannes. Hier gibt es keinen Unterschied zwischen den Geschlechtern und auch hinsichtlich der Belohnung im Jenseits gibt es keine Bevorzugung des Mannes oder der Frau, wie aus folgendem Quran-Vers hervorgeht:

„Wer recht handelt, ob Mann oder Frau, und gläubig ist, dem werden wir gewisslich ein reines Leben gewähren.“ Der Heilige Quran: Sure Al-Nahl, (16:98)

Im Islam sind Männer und Frauen vor Gott gleichwertig. Die islamische Religion lehrt also, dass kein Geschlecht bevorzugt genannt wird und den Menschen die gleichen Möglichkeiten der geistigen, moralischen und spirituellen Entwicklung offen stehen.

Das Konzept der Geschlechtertrennung im Islam

Für beide Geschlechter

Die im Heiligen Buch Allahs enthaltene Lehre zum Einhalten eines keuschen Lebensstils ist an beide Geschlechter gerichtet. Gott fordert im Heiligen Quran die muslimischen Männer sogar zuerst dazu auf, dass

„[…] sie ihre Blicke zu Boden schlagen und ihre Keuschheit wahren sollen.“ (24:31)

Während die Männer ihre Blicke zu Boden werfen und nicht frei umherschweifen lassen sollen, sind die Frauen dazu angehalten, ihre Reize zu bedecken.

Menschliche Triebe mäßigen

Das Gebot der Zurückhaltung und Distanz im Umgang mit dem anderen Geschlecht gilt für beide Geschlechter. Der Islam ist eine praktische Religion, die solche Rahmenbedingungen empfiehlt, die auf die Natur des Menschen zugeschnitten sind. Es gehört zum Kern der islamischen Philosophie, dass der Mensch lernen muss, seine niederen Triebe zu zügeln, um höhere moralische Eigenschaften entwickeln zu können und damit dem Sinn des Lebens näher zu kommen: der Vereinigung mit Gott.

Ein Mittel für eine friedliche Gesellschaft

Jedoch heißt dies nicht, dass der Islam ein Leben in Askese, welches vom Menschen fordert, jegliche natürlichen Leidenschaften zu verneinen, vertritt – keineswegs – der Islam lehnt derartige Lebensphilosophien als unnatürlich und nicht zielführend ab, denn das Abtöten der Gefühle ist kein Mittel, um inneren Frieden zu erlangen.

Die islamische Lehre, grundlegende menschliche Triebe zu mäßigen, hat zum Ziel ein, friedliches Leben in der Familie und in der Gesellschaft zu schaffen. Der Islam betont dadurch Rechtschaffenheit, Treue, Glaubwürdigkeit und fördert all jene Maßnahmen, die zu Herzens- und Verstandesfrieden führen.

Das Kopftuch der Muslima

Das Kopftuchgebot ist immer wieder Zielscheibe zahlreicher Kritik, wobei die öffentliche Meinung im Westen oder auch in den sogenannten islamischen Ländern nicht immer die Lehre des Islam widerspiegelt.

Aus Liebe zu Gott

Bezüglich des Kopftuchgebotes heißt es im Heiligen Quran:

„O Prophet! Sprich zu deinen Frauen und deinen Töchtern und zu den Frauen der Gläubigen, sie sollen ihre Tücher tief über sich ziehen. Das ist besser, damit sie erkannt und nicht belästigt werden. Und Allah ist allverzeihend, barmherzig[…].“ Der Heilige Quran: Sure Al-Ahzâb, (33:60)

Demnach wird die Kleidung so gewählt, dass die äußeren Reize einer Frau nicht zur Schau gestellt werden, so bedeckt z.B. das Kopftuch die Haarpracht und den Brustbereich der Frau. Hierbei ist jedoch klarzustellen, dass das Kopftuch keineswegs bloß ein Kleidungsstück, sondern ein Symbol für die Liebe zu Gott und seinen Geboten ist.

Eine Muslima wendet sich somit bewusst von allem ab, was ihre spirituelle Entwicklung beeinträchtigen könnte und verdeutlich, dass deren ihre Liebe zu Gott größer ist als ihre Liebe zu weltlichem Vergnügen.

Eine Muslima möchte erkannt werden als eine Frau, die zu innerem Frieden gelangt, indem sie den Geboten Gottes folgt.

Ein Zeichen der Emanzipation

Das Kopftuch ist also keinesfalls ein politisches Symbol. Auch geht mit der Bedeckung keine Degradierung der Frau einher. Vielmehr ist es ein Mittel für ihre innere spirituelle Entwicklung und für ihre Emanzipation in der Öffentlichkeit der Gesellschaft. Denn sie macht damit deutlich, dass sie mit ihren inneren Werten und ihren Fähigkeiten wahr- und ernstgenommen und nicht über ihr Äußeres definiert werden möchte.

Ein bekanntes Symbol für Spiritualität

Entgegen der gefühlten Fremdheit von vielen Nichtmuslimen gegenüber dem Kopftuch ist das Konzept einer enthaltsamen Kleiderordnung innerhalb der Religionen übrigens nicht einmalig. So existieren in vielen Glaubensvorstellungen Kleidungsvorschriften, die der eigenen Spiritualität dienen oder ein Ausdruck dieser sind, so z.B. auch bei christlichen Nonnen.

Die Eheschließung im Islam

Laut dem Islam ergänzen sich Mann und Frau gegenseitig und sollen einander ein Mittel zum Glück und der Freude sein. Daher sehen die islamischen Lehren

eine eheliche Beziehung als Teil des religiösen Lebens.

Die Suche

Die Suche nach einem geeignetes Ehepartner ist ein bedeutsamer Schritt für das muslimische Leben. Bestensfalls einen Partner für das Leben zu finden, mit dem man gemeinsam weltliche aber auch religiöse Ziele anstreben kann – dies ist der Wunsch. Für einen Muslim ist die Nähe zu Allah die Urquelle allen Friedens, daher sind Gebete zu Allah in Sachen Partnersuche von großer Wichtigkeit.

Aufgrund der Geschlechtertrennung, die die islamische Gesellschaft kennzeichnet, erfolgt die Suche nach einem geeigneten Ehepartner mithilfe von Drittpersonen, allen voran den Eltern der heiratsfähigen Kinder, aber auch Verwandte oder Freunde können dabei unterstützen.

Die Praxis des Heiligen Propheten Muhammad (SAW) zeigt, dass die Zustimmung der Braut und des Bräutigams vor der Eheschließung eingeholt werden muss (Hadith Musnad).

Zwangsheirat ist ausdrücklich verboten und nicht legitim. Der Heilige Prophet Muhammad (SAW) hat sogar Eheschließungen ohne Zustimmung der Braut auflösen lassen, wie in authentischen Überlieferungen berichtet wird. Nach dem Islam ist es selbstverständlich auch möglich neben der oben erwähnten Art den Ehepartner selbst auszusuchen, man darf aber keine außer- oder vorehelichen Beziehungen eingehen.

Das Ideal einer Ehe

„[…]Er [Allah] hat Liebe und Zärtlichkeit zwischen euch gesetzt.“ (30:22)

Eine liebevolle Beziehung zwischen Ehemann und Ehefrau sollte entsprechend den Lehren des Heiligen Quran von Beginn an angestrebt werden. Es heißt weiterhin ausdrücklich im Heiligen Buch:

„Sie sind euch ein Gewand, und ihr seid ihnen ein Gewand.“ (2:188)

Nichts ist dem eigenen Körper näher als das eigene Gewand und es bedeckt und schützt vor Kälte und vor Wärme. Und entsprechend der Qualität und dem Aussehen des Gewands ändert sich auch die Erscheinung des Tragenden.

Der Heilige Prophet (SAW) betonte in seinen Äußerungen zudem ganz klar die Wichtigkeit der guten Behandlung der Ehefrau durch den Ehemann. Er sagte:

„Der Beste unter euch ist derjenige, der seine Frau am Besten behandelt.“ (Tirmidhi)

Konflikte in der Ehe

Konflikte sollen in Ruhe und Geduld, durch Gebet und Gespräch ausgetragen werden. Lassen sich die Konflikte unter den Eheleuten nicht beseitigen, so können Verwandte und Freunde zur Versöhnung hinzugezogen werden. Gelingt das nicht, steht den Ehepartnern (Mann und Frau gleichermaßen) das Scheidungsrecht zu. Die Auflösung der Ehe findet in Zeitabständen mit mehreren Zwischenschritten statt. Dadurch wird dem Paar trotzdem noch Zeit gegeben, ihre Ehe wiederaufzunehmen. Mann und Frau sollen sich jedoch bewusst sein, dass, wie der Heilige Prophet (SAW) sagte, von allen erlaubten Dingen die Scheidung das ist, was in den Augen Gottes am meisten unerwünscht ist.

Eheliche Verantwortungen

Familie als kleinste Einheit der Gesellschaft

Da die Familie als kleinste Einheit für eine Gesellschaft besonders geschützt und gefördert werden sollte, müssen Frau als auch Mann sich nicht nur den eigenen Pflichten und der eigenen Verantwortung bewusst sein, sondern auch Prioritäten setzen, um unnötigen Stress so gut wie möglich für alle Familienmitglieder zu vermeiden. Natürlich hängt solch eine friedliche Familienatmosphäre nicht nur von einer Person ab, sondern von allen Beteiligten. Doch gibt es auch hier, wie in allen anderen Bereichen des zwischenmenschlichen Lebens eine Verteilung der Verantwortungen.

Unterhalt und Versorgung der Familie

So ist die islamische Lehre hier von großer Weisheit geprägt und beinhaltet eine vorausschauende Aufgabenverteilung unter den Ehepartnern. Diese Teilung der Aufgabe fördert und schützt in erster Linie die wichtige Institution Familie und trägt zur Harmonie im Eheleben bei. So ist der Ehemann für den Unterhalt und die Versorgung der Familie verantwortlich, wovon die Ehefrau befreit ist. Er ist verpflichtet, seiner Frau eine Morgengabe (Mahr) in Höhe von etwa sechs bis zwölf Monatseinkommen zu ihrer eigenen freien Verfügung zu geben. Er hat im Islam zudem keinen Anspruch auf den Besitz oder das Einkommen der Frau. Selbst wenn sie vermögender ist, als er, hat der Ehemann kein Recht, irgendwelche finanziellen Forderungen zu stellen. Natürlich ist es der Ehefrau überlassen, ihr Geld zu verwenden wie immer es ihr belieben mag und falls sie möchte, kann sie zur Haushaltskasse beitragen, aber dies ist allein ihre eigene Entscheidung und entbindet den Ehemann nicht von seiner Pflicht.

Das Zuhause als Ort des Friedens

In den Aufgabenbereich der Ehefrau fällt, gemeinsam mit ihrem Ehemann das Zuhause zu einem Ort des Friedens zu machen, ihren Ehemann zu unterstützen und auch in Krisensituationen seine Schwächen nicht nach außen zu tragen und die Kinder nach besten Kräften zum Guten zu erziehen. Hierbei ist es wichtig zu betonen, dass diese Verantwortung der Frau nicht unterschätzt werden darf. Oft genießen Frauen, die sich „nur“ dem Haushalt und den Kindern widmen, kein hohes Ansehen. Doch sollte es offensichtlich sein, dass diese Arbeit absolut gleichwertig ist und sogar sehr wichtig ist, was die Zukunft einer Gesellschaft betrifft. So erklärt der Heilige Quran:

„Und begehrt nicht das, womit Allah die einen von euch vor den andern ausgezeichnet hat. Die Männer sollen ihren Anteil erhalten nach ihrem Verdienst, und die Frauen sollen ihren Anteil erhalten nach ihrem Verdienst.“ (4:33)

Wenn eine muslimische Frau jedoch arbeiten geht oder sich anderweitig sozial beteiligen möchte und dabei ihre wichtigsten Prioritäten der Kindererziehung nicht vernachlässigt, kann diese das tun. Arbeitet eine Frau, steht ihr allein das verdiente Geld zu, ohne dass sie verpflichtet wäre, davon etwas für den Haushalt abzugeben. Doch muss hier auch erwähnt werden, dass auch der Mann dazu verpflichtet ist Sorge für die Kindererziehung zu tragen. Auch er dient als wichtiger Lehrer, Leiter, liebevoller Freund und Beschützer.

Frau und Familie

Die Warnung eines Propheten

Zur Zeit des Heiligen Propheten (SAW) galt es als Schande, wenn ein Mädchen geboren wurde. Und es gab Väter, die, um dieser Schmach zu entgehen, ihre Töchter lebendig vergruben. Allah nimmt im Heiligen Quran Stellung dazu:

„Und wenn einem von ihnen die Nachricht von (der Geburt) einer Tochter gebracht wird, so verfinstert sich sein Gesicht, indes er den inneren Schmerz unterdrückt. Er verbirgt sich vor den Leuten ob der schlimmen Nachricht, die er erhalten hat: Soll er sie trotz der Schande behalten oder im Staub verscharren? Wahrlich, übel ist, wie sie urteilen!“ (16:59,60)

Der Heilige Prophet Hadhrat Muhammad (saw) ermahnte, Töchtern ebenso viel Aufmerksamkeit, Achtung und Förderung zu geben, wie den Söhnen:

„Wer eine Tochter hat und sie nicht lebendig begräbt, sie nicht missachtet und ihr nicht seine Söhne vorzieht, den lässt Allah ins Paradies eintreten.“ (Abu Dawud)

Individuelle Förderung und Wertschätzung

Mädchen dürfen nicht benachteiligt werden im Vergleich zu ihren Brüdern. Auch im Quran lässt sich keine einzige Stelle finden, die eine mögliche Bevorzugung von Jungen rechtfertigen könnte. Ganz im Gegenteil wird die individuelle Förderung und Wertschätzung der Frau und gleichermaßen des Mannes betont.

Auch das familiäre Zusammenleben beider Geschlechter soll dementsprechend gestaltet werden. Der Heilige Quran weist darauf hin:

„Die gläubigen Männer und die gläubigen Frauen sind einer des anderen Freund.“ (9:71)

Eine freundschaftliche Beziehung soll zueinander gepflegt werden, die von gegenseitiger Achtung und Respekt geprägt ist und innerhalb dieser beiden Geschlechter eine gleichrangige Ebene einnehmen, sich gegenseitig helfend und unterstützend, Vertraute füreinander.

Die Frau als Mutter

Als Mutter gewährt der Islam der Frau darüber hinaus eine hervorgehobene Stellung. Die Prägung des Kindes während der ersten drei Lebensjahre durch eine konstante Bezugsperson ist von immenser Wichtigkeit. Als Mutter, die das Kind über neun Monate lang hinweg getragen hat und als Säugling nährt und umhegt, ist die Frau die erste Bezugsperson für das Kind. Sie selbst stößt dabei nicht selten auf die Entscheidung, eigene Wünsche und Bedürfnisse zugunsten einer guten Kindererziehung zurückzustellen. Doch tut sie dies, so wird sie aus der islamischen Sicht heraus auf zweierlei Weisen belohnt: Zum einen prägt sie die zukünftige Gesellschaft durch eine von ihr wohlerzogene Generation und zum anderen werden durch die guten Werke der Kinder der Mutter auch nach ihrem Tod noch Segnungen zu teil.

So sagte der Heilige Prophet (SAW):

„O Gesandter Allahs! Ich möchte ausziehen und kämpfen (im Dschihad) und ich bin gekommen, um dich um Rat zu fragen.“ Er sagte: „Hast du eine Mutter?“ Er antwortete: „Ja.“ Er sagte: „Dann bleibe bei ihr, denn das Paradies liegt unter ihren Füßen.“

Die Wichtigkeit von Bildung im Islam

Wissenserwerb als religiöse Pflicht

An zahlreichen Stellen im Heiligen Quran wird der Mensch aufgefordert, seinen Verstand und seine geistigen Fähigkeiten zu benutzen und durch Beobachten den Zweck der Schöpfung kennen zu lernen. Gemäß den Lehren des Islam ist es somit Pflicht eines jeden Muslims nach Wissen zu streben. So heißt es einer Überlieferung des Heiligen Propheten Muhammad (SAW) zufolge:

„Die Suche nach Wissen, ist für jeden Muslim eine Pflicht.“ (Es wird nicht getrennt von Mann und Frau gesprochen.) Ibn Majah 224

Bildung für Frauen und Mädchen

Wie aus diesen Worten hervorgeht, hat der Heilige Prophet (SAW) nicht nur den Männern das Streben nach Wissen geboten, sondern gleichzeitig auch den Frauen. Es ist bedauerlich, dass trotz dieser deutlichen Anordnung die Bildung von muslimischen Mädchen in den so genannten islamischen Ländern oft vernachlässigt wird. Den Worten des Heiligen Propheten(saw) zufolge soll gerade auf die Erziehung der Mädchen besonders geachtet werden. Er sagte:

„Wer eine Tochter gut aufzieht und ihr eine gute Bildung und Erziehung angedeihen lässt, erwirbt dadurch das Paradies.“ (Tirmidhi)

Frühislamische Gelehrtinnen

Und so gab es im Islam auch große Gelehrtinnen unter den Frauen. Die Ehefrau des Propheten Muhammad (SAW), Aisha (RA) , sollte die größte Theologin ihrer Zeit werden, ja von der auch Männer nach dem Ableben des Heiligen Propheten (SAW) Rat und Weisheit einholten. Etwa 200 Jahre später, im achten Jahrhundert gründete Fatima al Fihri als muslimische Frau eine der ersten Universitäten mit akademischen Graden – die Universität al-Qarawiyin in Marokko, die als die weltweit älteste existierende Universität bekannt ist.

Frauen in der Ahmadiyya Muslim Jamaat

Die Ahmadiyya Muslim Jamaat legt gemäß der Lehre des Islam besonderen Wert auf die Bildung Ihrer Mitglieder. In Pakistan, dem Herkunftsland vieler migrierter Gemeindemitglieder und der Heimat von etwa vier Millionen männlichen und weiblichen Ahmadis ist die Alphabetisierung mit etwa 100 % deutlich höher als der nationale Durchschnitt. Eine weitere Beobachtung ist, dass in der Gemeinde Frauen den gleichen Bildungserfolg haben wie Männer. Ansporn zum Wissenserwerb bietet die Auszeichnung der besten Absolventen/-innen der Ahmadiyya Muslim Jamaat während der Jahresversammlung durch das spirituelle Oberhaupt der Gemeinde. So werden jährlich zwischen 50 und 100 exzellente Studienabsolventinnen ausgezeichnet.

In Deutschland fassen die Frauen der Gemeinde in zahlreichen Berufsfeldern Fuß, darunter sind Lehrerinnen, Journalistinnen, Anwältinnen, Ärztinnen, Informatikerinnen, wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und viele mehr.